Peter Lang, Wandbilder von Katja Brinkmann / in: Gabriele Münter Preis 2007, 2007 / Ed.: Frauenmuseum Bonn

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Wandbilder von Katja Brinkmann

Geht man durch den gut mit Kunst gefüllten Gasagbau in Berlin, ein einem Dampfer ähnliches Gebäude (das 1930 bis 1932 erbaute sogenannte Shell-Haus von Emil Fahrenkamp), trifft man nur auf ein klassisch zu nennendes Wandbild: das von Katja Brinkmann. Sie hat es verstanden, Architektur und Kunst in einer redundanten Form zu verbinden. In diesem Werk der Künstlerin zeigt sich beispielhaft ihr Umgang mit Räumen. In einem anderen exemplarischen Gebäude in Berlin, in der Wohnmaschine von Le Corbusier (Unité d’habitation, Typ Berlin), nahe dem im Pathos gefrorenen Olympiastadium, sieht man den prinzipiellen Umgang mit Farbe, deren Formung und deren Auftrag auf Flächen zur Gestaltung von Architekturräumen. Natürlich ist die Arbeit von Katja Brinkmann freier, steht näher zum Tafelbild, aber es gibt einen allgemeinen Zusammenklang des Umgangs mit Architektur und deren Verbindung mit Malerei. Bilder werden z.B. integriert, indem die vorhandene Wandfarbe und somit nichtbemalte Flächen zu eigenen Farbformen werden. Le Corbusier sah sich nicht nur gleichberechtigt als Maler, er sah seine Häuser auch als ein immanentes Gehäuse von Bildwerken. Der Mensch kann die Räume durchschreiten, erleben und befindet sich damit als aktiver Rezipient direkt im Bildwerk. Diese gelungenen Verbindungen zwischen Bild, Architektur und Person sind eine Strategie der Arbeiten von Katja Brinkmann. Mit subtilen Mitteln strebt sie nach einem Parcours gegenstandsloser, freier, aber bedingter und genauer Formen. Für den Betrachter erübrigen sich Titel oder narrative Herangehensweisen. Die Bilder sind nicht mehr als das, was der Fall ist. Ihr Entstehen beruht auf Überlegungen zu der Wirkung von Farbe und Form auf der Fläche. Ihre Hervorbringung geschieht in einem geplanten, malerischen Prozeß. Die Flächen ineinanderverlaufender Farben wirken gestisch gesetzt, aber die Malerei verrät bei näherer Betrachtung einen kalkulierten Aufbau, Spontanität wird nur vorgetäuscht. Es ist Spiel mit der Wahrnehmung des Betrachters. Gegenständliches schwingt mit, doch es ist am Ende eine Redundanz der Formen als Basis des Bildes zu erkennen. Hierbei stehen Wandbilder gleichberechtigt neben den Tafelbildern, letztlich sind es unterschiedliche Bildträger, die in ihrer Gegebenheit dem Bild Grundlage, nicht aber strukturierende Bedingung sind. Beides ist auf einander bezüglich und verschränkt sich in seiner Gesamtheit.

Katja Brinkmann beschäftigt sich mit einer Abstraktion. Der des Sehens von Bildern. Was ist Oberfläche, was ist deren Formung und welche Funktion haben Farben? Ein klassisches Thema, aber in einer durch figürliche Malerei nach medialen Vorlagen dominiertem Umfeld, ein Akt der Stringenz der Malerei.

Peter Lang